Diese Internetseite dient der Dokumentation und Kommentierung einer vom BMUB Anfang Februar 2017 online und am 09.2.2017 offline gestellten Plakatkampagne.
Bundesumweltministerium verhöhnt die Bauern mit „Neuen Bauernregeln” !
Graph. 01 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Die Aussage des BMUB ist in mehrerlei Hinsicht Unsinn. Zum einen steht ein Schwein selbst dann nicht auf einem Bein, wenn der Schweinestall reichlich zu klein wäre. Es stünde auch dann auf vier Beinen. Zum anderen fehlt in den Aussagen des BMUB die Alternative, daß man ja einen Schweinestall auch mit einem geringeren Tierbesatz betreiben könnte. Das aber würde nicht in das BMUB-Zerrbild des tierquälerisch engen Schweinekobens passen.
Ο
Da viele Verbraucher Bilder von v.a. nicht tiergerechten Tiertransporten „abgespeichert” haben, wird aus der auf dem Plakat enthaltenen Beschreibung ein ganz und gar nicht humoriges Instrument einer gegen Tierhalter gerichteten Agitation.
Graph. 02 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Zweifellos ist hier Ermittlungsbedarf gegeben. Mais-Monokulturen können zu einer extrem einseitigen Ernährung des Feldhamsters und einem Mangel an Tryptophan und Vitamin B3. führen. Dies geht auf Kosten des Mutterinstinkts der Hamsterweibchen und folgerichtig des Hamsternachwuchses. Der Europäische Feldhamster (Cricetus cricetus) konnte sich gut an das Leben im Acker anpassen. Das Nahrungsangebot vom April bis Oktober war üppig sowohl zum Fressen als auch zum Nahrungs-Einlagern (bis 5 kg/Bau), Diese Situation ist zurückgegangen z.B. durch frühere Erntezeiten, Monokulturen, fehlende Hecken und Feldränder.
Ο
Das BMUB sollte hier Fakten nachlesbar veröffentlichen, damit Verbraucher den Inhalt des Plakates eben weniger plakativ verstehen.
Ebenfalls muß festgehalten werden, daß es Programme gibt, die den Erhalt und die Wiederansiedlung des Feldhamsters befördern. Akteure sind Landwirte und Naturschützer gleichermaßen.
Hinsichtlich der Maiskulturen bleibt es eine politische Bringschuld, sich mit der Ursache des Problems und der finanziellen Unterstützung des Hamstermanagements zu befassen. Bei der Propagierung von Maisvergärung zur Biogasgewinnung war der Belang „Feldhamsterschutz” sicher nicht bzw. nicht mit einer angemessenen Gewichtung berücksichtigt worden. Im Grunde wird die Verdrängung des Feldhamsters per Gesetz (EEG) gefördert.
Graph. 03 Stand 07.2.2017 BMUB
Ο
Zu diesem Thema weiter mit Plakat 5. Auch dieses ist aber nicht das einzige, das immer auf 's neue letztlich filibusterträchtig das Thema „Dünger” aufgreift.
Graph. 04 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Das Bild suggeriert, daß Bauern regelmäßig mit defektem technischen Gerät arbeiten. Denn beim Betrieb von Spritzgeräten, die eine Abdrift nach beiden Seiten im Maße der originären Applikationsbreite aufweisen, kommt neben der fehlenden guten fachlichen Praxis so manches rechtliche Vergehen hinzu (Pestizide auf Naturpflanzenbestände etc.).
◊
Offen bleibt auch, welches pflanzenumhauende Herbizid gleichzeitig das in der unteren Mitte des Bildes liegende Insekt gleich mit „umgehauen” hat. Auch hier ist sich das BMUB für keine noch so billige Pauschalisierung zu schade.
◊
Das Bild zeigt am Rande Maispflanzen mit weitgehend ausgereiften Kolben. Das BMUB muß umgehend darlegen, welches Herbizid denn hier mit Volltreffern auf das Erntegut legal zum Einsatz gekommen sein soll. Das haut nicht den Mais, wohl aber den Verbraucher um.
Ο
Das BMUB versucht hier vorsätzlich, Landwirte durch an Abstrusität kaum zu überbietende Beispiele als illegal handelnde Menschen darzustellen. Die unterschwellige Wirkung solcher Aussagen steht im Vordergrund, die archaischen Aussagen über Ackergifte, umgehauene Pflanzen und Vögel sind im Verhältnis dazu eine Marginalie.
Graph. 05 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Es ist hinlänglich bekannt, daß eine Überdüngung zumindest mit nicht-N-stabilisierten oder im Boden nur schwer fixierbaren Düngern (zu den letzteren gehört nicht Phosphor) eine Gefahr für das Grundwasser darstellt.
Ο
Nicht nur an dieser Stelle im Plakatekatalog versucht das BMUB den Bauern zu unterstellen, sie überdüngten mutwillig den Boden und euntrophierten damit ebenso mutwillig das Grund- und Trinkwasser. Dies setzte aber voraus, daß die Bauern Interesse daran haben müßten, Geld zu verschleudern. Derlei ist nicht bekannt.
Graph. 06 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Zweifellos geht es Bienen hinsichtlich der Populationszahlen und der Tracht umso besser, je größer die Vielfalt der nektarspendenden Pflanzen ist.
◊
Möglich ist z.B. auch die Vergärung von blühenden Wildpflanzen statt Mais. Das allerdings ginge ins Geld.
Ο
Was das BMUB tunlichst verschweigt ist, daß der Erneuerbare-Energien-Wahn auch zu einem beträchtlichen Anteil an Biogas-Produktion geführt hat. Diese beruht auf der Vergärung eines nicht sonderlich artenvielfältigen Pflanzenmaterials, so auch in großen Mengen Mais, an dem Bienen auf den ersten Blick kaum Gefallen finden dürften. Aber tatsächlich ist die Pollenmenge während der Maisblüte nicht zu unterschätzen und ist vor allem in einem
Zeitraum verfügbar (Ende Juni – Anfang August), in dem andere Pollenquellen meist kaum vorhanden sind. In vielen Regionen sind Maispollen im Spätsommer die wichtigste Eiweißquelle
für Bienen, auf die kaum verzichtet werden kann.
Dennoch, würde die Biogas-Produktion weniger gefördert, was das BMUB der Bundesregierung als Ziel antragen müßte, sähe es mit nektarträchtigen Blüten anders aus.
Graph. 07 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Was will das BMUB damit sagen, wenn es feststellt, daß es mit der Gülle ^ Mühe macht, wenn zu viel Kühe im Stall stehen? Warum sagt es nicht, daß das Problem auch an zu knapper Fläche zur Ausbringung der Gülle liegen könnte?
Ο
Mehr Sinn, als auf die Tatsache hinzuweisen, daß viele Kühe viel Gülle produzieren, die auch verwertet werden muß, macht das Plakat nicht. Das BMUB müßte nachvollziehbar darlegen, daß und wo gegen geltendes Düngerecht verstoßen wird und wie Umwelt dadurch jeweils konkret überlastet wird. Banale ^ Plakate sind dann sicher nicht das geeignete Mittel, solchen mit rechtsstaatlichen Mitteln zu begegnenden Zuständen Einhalt zu gebieten. Im Grunde lenkt das BMUB mit dem Plakat von völlig unzureichend wahrgenommenen Handlungspflichten zuständiger oberster Behörden und „der Politik” ab.
Graph. 08 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Über Ähnlichkeiten zwischen den abgebildeten Rebhühnern und Rebhühnern ^ in der Wirklichkeit mache sich jeder ein eigenes Bild. Der Seitensprung eines Zebras ist in der Ahnenreihe nicht auszuschließen
◊
Monokulturen tragen sicher nicht zur Förderung von Rebhuhn-Populationen ^ bei. Deren wesentliche Habitatbestandteile sind Acker- und Wiesenränder, Feld- und Wegraine sowie unbefestigte Feldwege. Hier finden Rebhühner ihre vielfältige Nahrung (Insekten, Würmer, Sämereien, Gräser, Wildkräuter und Getreidekörner) sowie Magensteine zur Nahrungszerkleinerung. Bis zum Alter von 2 Wochen besteht die Nahrung ausschließlich aus Insekten.
◊
Ein wesentlicher Faktor des Rückganges von Rebhuhn-Populationen ist, und insoweit kann man Betreiber effektiver Agrarbewirtschaftung nicht pauschal in Haft nehmen, der Rückgang der Hecken-, Ackerrandstreifen- und Feldgehölzbestände.
Ο
Hecken-, Ackerrandstreifen- und Feldgehölzbestände sind u.a. über die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung geschützt, ihre Beseitigung ist nicht durch die „Landwirtschaftsklausel” abgedeckt. Es bleibt Sache der zuständigen Behörden, den Schutz und die Entwicklung dieser Biotope zu intensivieren.
Hierdurch erfolgt zumindest ein anteiliger Beitrag zur Fürderung der Rebhuhnpopulationen.
Es bleibt auch hier darauf hinzuweisen, daß bei der Propagierung von Maisvergärung zur Biogasgewinnung der Belang „Rebhuhn” sicher nicht bzw. nicht mit einer angemessenen Gewichtung berücksichtigt worden. Im Grunde wird die Verdrängung des Rebhuhns (wie die des Feldhamsters) per Gesetz (EEG) gefördert.
Graph. 09 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Das BMUB behauptet pauschal, die aktuell bestehende bzw. betriebene Landwirtschaft werde dazu führen, daß sogar die normale Hühnerhaltung eliminiert oder nicht mehr stattfinden werde.
Ο
Hühnerhaltung ist für viele Verbraucher ein Maßstab für die tiergerechte Produktion tierischer Produkte. Die spezifische Thematik wurde schon seit über 40 Jahren grenzwertig als populistischer Indikator zum allgemeinen Nachteil der Landwirtschaft emotionalisiert (B. Grzimek „KZ-Hühner” vgl. SPIEGEL 07.01.1980 ^ ). Dies steht und stand fachlich berechtigter spezifischer Kritik nicht entgegen, erschwert sie aber eher.
Die Aussage des BMUB ist jedoch vor dem v.g. Hintergrund ein pauschaler Angriff auf Landwirte in Deutschland. Es betreibt mit der Aussage hinsichtlich des bewußten Weglassens einer zutreffenden oder schlechtestenfalls unzutreffenden Ursache, zu deren Änderung man Bauern und Verbraucher hinsichtlich Produktion und Produktnachfrage politisch motivieren müßte, Verunsicherung und Panikmache zu Lasten nicht nur der Landwirte bzw. inbesondere Bauern, sondern zu Lasten der Allgemeinheit insgesamt.
Daß dümmliche Behauptungen politisch fatale Folgen haben können, ist historisch belegt.
Graph. 10 Stand 07.2.2017 BMUB
◊
Mit einem Güllefaß wie abgebildet wird in der Regel Gülle ^ relativ unpräzise ausgebracht. Gülle enthält weniger Nitrat als klassische Mineraldünger, aber umsomehr Nitrit (Ammonium), das eine weit bessere Sorption am Boden als Nitrat aufweisen kann. Insoweit kann ein Boden auch nur sehr begrenzt von Nitrat „strotzen”, da Nitrat im Boden aufgrund der bodenchemischen Verhältnisse vom Boden kaum festgehalten (sorbiert) werden kann. Wer also mehr Nitrat düngen würde, als die Pflanzen benötigen, der düngte aus betriebswirtschaftlicher Sicht mit verschleudertem Geld.
Hinzuweisen bleibt auch auf stabilisierte N-Dünger (z.B. ENTEC 26). Solche Dünger enthalten den Ammonium-Stabilisator 3,4-Dimetylpyrazolphosphat (DMPP ^). DMPP hemmt die Aktivität der Nitrosomonas Bodenbakterien, was zu einer Verzögerung der Nitrifikation im Boden führt. verzögert. Ein solcher Dünger wirkt abhängig von umgebungsbedingungen 4 - 10 Wochen lang. Er enthält einen geringen Nitratanteil (30%) und einen hohen Ammoniumanteil (70%). Der Nitratanteil ist schnell wirksam und deckt damit, zusammen mit dem Bodenstickstoff, den Sofortbedarf von Mais ab. Parallel zum ansteigenden N-Bedarf der Pflanze wird der Wirkstoff DMPP im Düngemittel abgebaut. Dadurch lässt die Stabilisierung nach, und es wird vermehrt Ammonium in Nitrat umgewandelt. Dadurch kann der mehr werdende N-Bedarf der Pflanze kontinuierlich abgedeckt werden, so daß kaum N-Verluste auftreten.
◊
Die angegebene Strukturformel von Nitrat ist indiskutabel falsch, die entsprechende Angabe also volksverdummend.
◊
In der aktuellen Praxis erfolgt die Ausbringung von Gülle mit weit präziseren Verfahren als abgebildet.
Ο
Das BMUB bringt es mit der Anwendung von Nitratdüngern nicht, auch nicht in Sachen des Standes der Technk, auf den Punkt. Es nutzt das Thema, um mit Falschinformationen der landwirtschaftlichen Interessen- und Weiterbildung in der Allgemeinheit zu schaden und die Landwirtschaft dabei als antiquiert und als umweltschädlich zu verunglimpfen.
Graph. 11 Stand 08.2.2017 BMUB
◊
Lt. Abbildung wird hier unkontrolliert (in erforderlichem Maße kontrolliert geht das bei Ackergiften nur mit Spritzgestänge) Ackergift auf ca. 30 m Breite¹ (!) ausgebracht. Es gibt zwar auch über 30 m breite Spritzgestänge, aber dennoch handelt es sich hier um die abenteurliche Phantasie weltfremder Werbetheoretiker, weil die dargestellte Praxis in mehrerlei Sicht nicht der landwirtschaftlich guten und bewährten sowie gesetzkonformen Praxis widerspricht.
¹ äußere Spurbreite Traktor 1,8m
◊
Das BMUB bekennt sich mit der Bauernregel 11 unmißverständlich zum Schutz von gentechnisch veränderten Pflanzen. Es gibt keine anderen Erklärungen für das Zustandekommen der links und rechts auf der Abb. befindlichen „beschirmten” Gewächse.
Ο
Das BMUB verbreitet vorsätzlich das Gerücht, Landwirte brächten Ackergifte unkontrolliert, also quasi „mit der Gießkanne” auf die Fläche und trügen auf diese Weise zur Beeinträchtigung der Artenvielfalt bei. Man kann sicher die Thematik seitens der Landwirtschaft selbstkritisch betrachten, aber kein Landwirt muß es sich gefallen lasssen, sich vom BMUB verunglimpfen zu lassen, weil es keinen qualifizierten Zugang zu der Thematik hat.
Hinsichtlich der gentechnisch veränderten Pflanzen (vgl. ◊ 2) ist, ein seriöses Verhalten des BMUB vorausgesetzt, auszuschließen, daß es sich um märchenhaftes Beiwerk handelt. Andernfalls bliebe das BMUB in der politischen wie agrarfachlichen Erklärungsschuld, im Einzelnen darzulegen, was auf allen Plakaten jeweils Märchen und was Wahrheit ist.
Dato trägt das BMUB nach dem Motto „haltet den Dieb” mangels im Hause vorhandenen einschlägigen Fachwissens nicht zum landw. Allgemeinwissen im Volke bei, sondern macht die Landwirtschaft verächtlich.
Antwort an das BMUB
Graph. 13 Stand 08.2.2017 Tilman Kluge
◊
Das Paradies bot vom Menschen zu entwickelnde und zu bewahrende Ökosysteme en masse an. Politische Flachheiten wie in den Plakaten 1 - 11 einschlielich eindeutiger Unwahrheiten angeboten, wären von Anfang an nicht dazu geeignet gewesen, der Tatsache Rechnung zu tragen, daß hierzu auch Menschen mit Verantwortung gehör(t)en. Umsomehr gilt dies dato vor dem Erwartungshintergrund, daß Politik in den nächsten Monaten nicht nur in Sachen Landwirtschaft zunehmend vom mangelndem Tiefgang geprägt sein wird.
Ο
Das BMUB muß sich Gedanken dazu machen, auf welchem Wege es zu notwendigem Wissen, Weisheit und Erkennntis der Dinge kommen will. Mit Lügen wird es keine nachhaltig positiven Arbeitsergebnisse zusammenbekommen.
Tilman Kluge - Steinhohlstraße 11a - Bad Homburg v.d.H. - D 61352 - last change 10-02-2017 16:00